
Es ist allgemein bekannt, dass sich Stress, Anspannung und Angst negativ auf jegliche schulische Leistung auswirken. Viele Schüler mit Leseschwäche sind bereits durch gemachte negative Erfahrungen im Klassenkontext geprägt, haben eine negative Erwartungshaltung und zeigen dadurch unterschiedlich ausgeprägte Abwehrreaktionen, wenn sie zum Lesen aufgefordert werden. Des Weiteren sind viele Kinder demotiviert, dies kann ebenfalls durch negative Erfahrungen ausgelöst werden, auch kann die mangelnde Lesekompetenz und dadurch die unzureichende Sinnerfassung die Lesemotivation negativ beeinflussen. Sowohl eine entspannte Atmosphäre als auch die Lesemotivation können durch die Anwesenheit des Lesehundes geschaffen beziehungsweise gesteigert werden und tragen grundlegend zur individuellen Leseförderung bei. Durch die Förderung der Lesekompetenz und besonders auch der Lesemotivation wird eine Basis geschaffen, auf der das Kind dann auch Zuhause durch selbstständiges Lesen aufbauen kann.
Die in den USA ansässige gemeinnützige Organisation R.E.A.D. bietet schon lange Kurse für Hunde an, sodass diese als Reading Dogs ind Schulen und Bibliotheken gehen und dort Kindern beim Lesen zuhören. Diese Methodik hat sich in den letzten Jahren auch in Europa verbreitet, in Deutschland werden diese besonders ausgebildeten Vierbeiner Lesehunde genannt.
Ablauf einer Lesehundstunde
Besonders in Grundschulen ist es sinnvoll bei leseschwachen oder unmotivierten Erstlesern einen Lesehund einzusetzen. Dieser kommt mit seinem Besitzer in die Schule und hört den ausgewählten Schülern in Einzelstunden beim Lesen zu. Hierbei ist es wichtig, dass der Hund im Mittelpunkt steht, das Kind soll sich durch die Anwesenheit des Hundes entspannen, da der Hunde nicht meckert, keinen Druck aufbaut und mehr Geduld als so mancher Erwachsener zeigt.
Die Dauer wird individuell auf den Schüler angepasst, i.d.R. dauern Lesestunden 15 bis 30 Minuten. Ob der Schüler dem Hund gegenüber sitzt, neben ihm liegt, den Hund streichelt oder nicht, kann
natürlich von jedem Kind selbst entschieden werden, erfahrungsgemäß wird der Lesehund aber auch während des Lesens gerne gestreichelt und generell Körperkontakt gesucht. Vor bzw. nach der
Leseeinheit können interaktive Spielen oder Tricks die Bindung zwischen Lesekind und Lesehund weiter stärken und das ein oder andere Leckerli ist natürlich auch immer gerne gesehen.
Wissenschaftliche Grundlage
Diverse Studien (u.a. war Cooper an einer umfassenden Studie an der LMU beteiligt) belegen, dass Stressfaktoren abnehmen, wenn Kinder einem Therapiehund vorlesen. Ein Lesehund tritt dem Schüler ohne Vorurteile gegenüber, unterbricht oder kritisiert nicht und dadurch wird der Lernprozess positiv beeinflusst. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Stressfaktoren um bis zu 70% abnehmen, sobald einem Hund anstatt einem Erwachsenen vorgelesen wird. Auch mit geringem Zeitaufwand, bei den meisten Schülern 20 Minuten pro Woche, konnte die Lesefähigkeit deutlich gesteigert werden. Der Lesehund fördert die Entspannung und vermittelt Sicherheit. Durch diese positive Motivation gelingt es, dass Schüler wieder angst- und damit auch stressfrei vorlesen können.